Schrift setzt Zeichen – SatzDesign – Friedrich van Goer
bei Satz­De­sign schon in den 90er Jah­ren eingeführt

In­ter­view zur »Satz-
Prä­sen­ta­ti­on«
und
»Äs­the­tik-
Soft­ware«
wäh­rend der
»Im­prin­ta« in Düs­sel­dorf
(in­ter­na­tio­na­le
Fach­mes­se der
Druck­in­dus­trie).

In­ter­view zur 
Prä­sen­ta­ti­on auf der »Im­prin­ta« in Düs­sel­dorf
(in­ter­na­tio­na­le Fach­mes­se der Druck­in­dus­trie) von der füh­ren­den Fach­zeit­schrift
der Druck­in­dus­trie »DRUCK­SPIE­GEL«

Die ers­ten Kon­tak­te
zwi­schen Fried­rich van Goer und dem »Druck­spie­gel« er­folg­ten wäh­rend der »Im­prin­ta« in Düs­sel­dorf. Es war un­über­seh­bar, was hier an ty­po­gra­fisch kre­ierten Ex­po­na­ten die Be­su­cher an­sprach, gilt als Teil zeit­ge­nös­si­scher Schrift-Kunst. Schon vor die­sem Hin­ter­grund blieb es für Her­mann Pfeif­fer un­er­läss­lich, mit dem In­itia­tor ein Ge­spräch zu füh­ren, um der Be­zeich­nung »SatzDe­sign« ein­ge­hend nachzuspüren.

Die Fir­ma »Satz­De­sign«
be­steht seit 2 Jah­ren. Der Tä­tig­keits­be­reich liegt in der ty­po­gra­fi­schen Aus­nut­zung der neu­en Satz­tech­ni­ken. Grund zum Ein­stieg in die­sen Ar­beits­be­reich wa­ren die sich ab­zeich­nen­den satz­tech­ni­sche Neu­ig­kei­ten, die sich mit der In­stal­la­ti­on der »Li­notro­nic 300« im ange­glie­der­ten Satz­stu­dio bo­ten. Es war wich­tig zu wis­sen, was in die­sem Satz­sys­tem wirk­lich steckt. Ein wei­te­rer Grund lag im Be­stre­ben, die lang­jäh­ri­ge Er­fah­rung mit Schrift in an­spre­chen­de ty­po­gra­fi­sche Ar­bei­ten ein­zu­brin­gen. Die Fir­ma »Satz­De­sign« zeigt, dass sich In­for­ma­ti­on gleich wel­cher Art mit äs­the­ti­scher
Ty­po­gra­fie sen­si­bel de­zent, gut les­bar, aber gleich­zei­tig wir­kungs­voll und le­ben­dig dar­stel­len lässt.

Fried­rich van Goer
zu der Re­so­nanz sei­ner Dar­stel­lun­gen:

»Das über­aus po­si­ti­ve Echo von al­len Sei­ten hat mich sehr be­ein­druckt. Viel­leicht aber darf ich mich noch ein­mal herz­lich bei all de­nen, die uns be­such­ten, be­dan­ken. Ich ha­be vie­le, zum Teil lan­ge, in­ten­si­ve Dis­kus­sio­nen ge­führt mit in- und aus­län­di­schen Ty­po­gra­fen, Set­zern, De­si­gnern, Do­zen­ten und In­ter­es­sier­ten. Er­staun­lich vie­le Gäs­te zeig­ten gro­ßes In­ter­es­se an un­se­rer Ge­stal­tung und am Soft­ware-Ver­trieb. Ei­ni­ge Ty­po­gra­fen reg­ten ei­nen Aus­tausch un­se­rer Ar­bei­ten an, so­gar ei­ner aus Finn­land und von ei­ni­gen Be­su­chern wur­de ich ge­be­ten, un­se­re Bro­schü­re zu si­gnie­ren. Von die­ser Re­so­nanz aus­ge­hend hat sich der Auf­wand ge­lohnt. Wir wis­sen jetzt, wo wir im na­tio­na­len und in­ter­na­tio­na­len Wett­be­werb stehen.«

Fol­gend ein In­ter­view
von der für die Druck­in­dus­trie füh­ren­den Fach­zeit­schrift »Der Druck­spie­gel« und Fried­rich van Goer:

Der Druck­spie­gel . . .
In Hal­le 5 mach­te ein un­ge­wöhn­li­ches, pa­ra­vent­för­mi­ges Aus­stel­lung-De­sign auf sich auf­merk­sam. Als Ur­he­ber die­ser Prä­sen­ta­ti­on, und dies als wei­te­re Über­ra­schung, wur­de die Fir­ma Satz­De­sign in Frei­burg aus­ge­macht.
¿Herr van Goer, was hat sie ver­an­lasst, als in Süd­ba­den an­säs­si­ger Ty­po­graf, vor­wie­gend re­gio­nal aus­ge­rich­tet, Ih­re Diens­te in Düs­sel­dorf ei­nem in­ter­na­tio­na­len Pu­bli­kum vorzuführen?

van Goer . . .
Wir in Frei­burg agie­ren ja et­was ab­seits der Zen­tren und woll­ten ein­fach mal wis­sen, wo wir ins­ge­samt mit un­se­ren Ar­bei­ten im na­tio­na­len und in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich ste­hen. Ich sa­ge »ins­ge­samt« des­halb, weil wir ja gleich­zei­tig Aus­stel­lung-De­sign, Satz­De­sign – ver­bun­den mit un­se­rer Äs­the­tik-Soft­ware und na­tür­lich den Satz selbst mit den da­zu­ge­hö­ri­gen Tex­ten prä­sen­tier­ten. Ja so­gar die Mö­bel (Ti­sche mit Roll­wa­gen) stamm­ten aus un­se­rem De­sign-Stu­dio. Wo­bei die Dar­stel­lung un­se­rer Ty­po­gra­fie mit un­se­rer Äs­the­tik-Soft­ware un­ser wich­tigs­tes Ziel war, weil wir da im Mo­ment wie auch in Zu­kunft ei­nen gro­ßen Be­darf am Markt sehen.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Hat sich Ihr En­ga­ge­ment, Ihr Zeit­auf­wand, der ja mit er­heb­li­chen Kos­ten be­las­tet war, am En­de der sie­ben Im­prin­ta-Ta­ge ausbezahlt?

van Goer . . .
Die Ent­schei­dung zur Teil­nah­me an der Im­prin­ta fiel bei uns sehr kurz­fris­tig. Uns blie­ben nur et­wa 14 Ta­ge von der Kon­zep­ti­on bis zur Fer­tig­stel­lung. Da muss­te al­les 100%ig lau­fen. Wie man se­hen konn­te, ha­ben al­le mit­ge­zo­gen und uns ei­ne Prä­sen­ta­ti­on er­mög­licht, die po­si­tiv aus dem Rah­men fiel. Na­tür­lich wa­ren wir un­si­cher, ob sich der Auf­wand aus­be­zah­len wür­de. Die­ses Ri­si­ko muss­ten wir eingehen.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Be­steht so­gar die Mög­lich­keit, dass Sie zur Drupa ‘90 Ih­re Aus­stel­lungs-Ak­ti­vi­tä­ten wiederholen?

van Goer . . .
Der Er­folg auf der Im­prin­ta regt na­tür­lich zu wei­te­ren Ak­ti­vi­tä­ten an. Viel­leicht zei­gen wir un­se­re neu er­schie­ne Satz-Prä­sen­ta­ti­on. Even­tu­ell auch noch et­was an­de­res, was sich noch in der Pla­nung befindet.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Herr van Goer, Ih­re Aus­sa­ge, auf ei­nem groß­for­ma­ti­gen Fol­der do­ku­men­tiert, lau­tet: »Äs­the­tik für Li­notro­nic 300/500, CR­Tro­nic«. Sind sie vor­wie­gend auf Kon­fi­gu­ra­tio­nen der Li­no­ty­pe AG aus-gerichtet?

van Goer . . .
Ja, be­dingt durch die In­stal­lie­rung der Li­notro­nic 300 in un­se­rer an­ge­glie­der­ten Set­ze­rei ist die Soft­ware nur für oben ge­nann­te An­la­gen anwend-bar.

Der Druck­spie­gel . . .
Der Fo­to­satz und sei­ne An­wen­der hat­ten lan­ge zu kämp­fen, bis sie ein be­stimm­tes Qua­li­täts-Ni­veau er­reich­ten. Ori­en­tiert man sich an ei­ner Re­plik von Ih­nen, dann stell­ten Sie den Font- und Ge­rä­te­her­stel­lern der 70er Jah­re ein schlech­tes Zeug­nis aus. Zu­gleich möch­te man fol­gern, qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Satz gibt es erst seit Äs­the­tik-Pro­gram­me ver­stärkt ins Ge­spräch ka­men.
¿Letzt­end­lich, wes­halb bei »Satz­De­sign« der Trend zur Har­mo­ni­sie­rung und so­mit op­ti­schen Auf­wer­tung der Fotosatz-Schrift?

van Goer . . .
Nun, der Be­griff »Äs­the­tik« fin­det sei­ne Be­deu­tung nicht nur in der Soft­ware. Die gan­ze Dar­stel­lung in­klu­si­ve der Druck­sa­chen soll­te äs­the­tisch aus­ge­ar­bei­tet sein. Dann ver­fehlt sie ih­re Wir­kung nicht. Wir er­hal­ten heu­te noch An­fra­gen nach un­se­rer Im­prin­ta-Bro­schü­re »Schön set­zen mit Schrift-Äs­the­tik« und nach Fo­tos vom Mes­se­stand. Das be­weist doch, daß man mit äs­the­ti­schen Dar­stel­lun­gen die Leu­te sehr be­ein­dru­cken kann. Un­se­re Soft­ware stellt da ei­nen wich­ti­gen Part. Mit ihr wird die Her­stel­lung von qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gem, gut les­ba­rem Satz we­sent­lich leich­ter und si­che­rer.
Äs­the­ti­schem Schrift­aus­gleich wur­de bei vie­len bis­her nicht die ge­bo­te­ne Auf­merk­sam­keit ge­schenkt. Das konn­te nicht der gu­ten Les­bar­keit und äs­the­ti­schen Satz­dar­stel­lung die­nen. Die ge­wünsch­te Kom­mu­ni­ka­ti­on fin­det aber nur statt, wenn der In­ter­es­sent durch gu­te Ge­stal­tung zum Le­sen der In­for­ma­ti­on an­ge­regt wer­den kann. Bei der heu­ti­gen In­for­ma­ti­ons­flut ist das be­son­ders wich­tig. Vom An­la­gen­her­stel­ler die­se Soft­ware zu er­war­ten, hal­te ich für un­rea­lis­tisch. Für die­se Ar­beit sind die Ty­po­gra­fen, die tag­täg­lich mit Schrift 
um­ge­hen, viel prädestinierter.

Der Druck­spie­gel . . .
Sie ha­ben in Äs­the­tik-Pro­gram­me ein enor­mes ty­po­gra­fi­sches Know-how in­ves­tiert. Viel­leicht könn­te man Sie auf die­sem Sek­tor so­gar als Pio­nier­be­trieb be­zeich­nen.
¿Gab’s aus Esch­born we­nigs­tens ei­ne greif­ba­re Anerkennung?

van Goer . . .
Selbst­ver­ständ­lich hat Li­no­ty­pe von un­se­rer Dar­stel­lung pro­fi­tiert. Die Leu­te wa­ren sehr an­ge­tan von un­se­rer Prä­sen­ta­ti­on. Uns wur­de je­de mög­li­che Un­ter­stüt­zung zugesichert.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Was muss ein kri­ti­scher Schrift­set­zer, al­ten und neu­en Stils, für ein Be­wusst­sein ent­wi­ckeln, um zu der Er­kennt­nis zu ge­lan­gen, äs­the­ti­scher Schrift­aus­gleich soll­te heut­zu­ta­ge zum Stan­dard ge-hören?

van Goer . . .
Schrift­set­zer al­ten und neu­en Stils soll­ten sich be­wusst sein, dass die Schrift die Ba­sis der les­ba­ren Kom­mu­ni­ka­ti­on bil­det und sich so­mit der Fo­to­satz über das Schrift­bild ver­kauft. Zu­dem sieht man, dass die Ty­po­gra­fie end­lich wie­der ei­ne neue Ära er­lebt und sich die Ty­po­gra­fie auch über die Schrift dar­stellt. Dem Schrift­bild kommt al­so ei­ne ganz neue Be­deu­tung zu, wel­che ei­nen hö­he­ren Stan­dard erfordert.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Herr van Goer, wenn Sie von Stan­dard re­den, gilt dies für den Men­gen­satz in glei­cher Wei­se wie für den Layoutsatz?

van Goer . . .
Ja, mit Si­cher­heit. Im Men­gen­satz spielt nach mei­ner Er­fah­rung die Lauf­wei­te ei­ne be­son­ders wich­ti­ge Rol­le. Bei vie­len Bü­chern be­kommt man Schwie­rig­kei­ten, die eng­ste­hen­de Schrift zu le­sen. Man er­mü­det schnel­ler. Den Pär­chen­aus­gleich hal­te ich auch für wich­tig. Auch wenn die Schrift­grö­ßen durch­weg klei­ner sind, er­ge­ben vie­le Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten auf ei­ner Sei­te kein har­mo­ni­sches Ge­samt­bild. Und das hal­te ich im Men­gen­satz für wich­tig, wo doch Text­men­gen ge­le­sen wer­den sol­len, oh­ne Ge­bühr zu ermüden.

Der Druck­spie­gel . . .
Der Schrif­ten­aus­gleich – sieht man von ein­zel­nen Li­ga­tu­ren oder Lo­go­ty­pen ab – war im Blei­satz nicht ge­ge­ben. All­ge­mein sprach man von ei­nem aus­ge­wo­ge­nen Schrift­bild. Es kam in der Blei­satz-Ära kaum je­mand auf die Idee, die schon da­mals an­zu­klei­den­den Män­gel ge­wis­ser Kom­bi­na­ti­on an­zu­pran­gern.
¿Lässt sich das Be­wusst­seins-Ver­hal­ten der wirk­li­chen Fach­leu­te seit der Fo­to- und Licht­satz­pha­se in den qua­li­ta­ti­ven An­sprü­chen steigern?

van Goer . . .
Grund­sätz­lich mei­ne ich auch heu­te noch, dass die Blei­satz­schrif­ten im Co­py­be­reich sehr aus­ge­wo­gen ste­hen, wenn man von den Kom­bi­na­tio­nen ab­sieht. Schon die An­pas­sung der Schrift­li­ni­en­stär­ken an die je­wei­li­ge Grö­ße er­gibt ge­gen­über dem Fo­to­satz ei­nen op­ti­schen Vor­teil. Das die Pär­chen – wenn über­haupt, dann nur in gro­ßen Gra­den – aus­ge­gli­chen wur­den, war ei­ne Fra­ge der Tech­nik. Klei­ne Buch­sta­ben an der Blei­sä­ge oder mit der Fei­le zu be­ar­bei­ten, war ge­fähr­lich und zu auf­wen­dig. Bei Pla­kat­schrif­ten hin­ge­gen war das aber durch­aus üb­lich. Ich er­in­ne­re mich noch, dass ich manch­mal Mü­he hat­te, ei­nen un­ge­säg­ten Buch­sta­ben ei­ner Pla­kat­schrift im Setz­kas­ten zu fin­den. Der Pro­ble­ma­tik des Buch­sta­ben­aus­gleichs war man sich schon be­wusst, be­saß aber nicht die tech­ni­sche Mög­lich­keit, die­se ra­tio­nell zu korri-gieren.

Mit der Tech­nik ist der Qua­li­täts­stan­dard all­ge­mein in der Druck­in­dus­trie in den letz­ten Jah­ren er­heb­lich ge­stie­gen. Dem Kun­den ge­nügt es nicht mehr, nur ir­gend­wie an­ein­an­der­ge­reih­te Buch­sta­ben zu be­kom­men. Die er­hält er im DTP bil­li­ger. In Ge­sprä­chen mit Satz­kun­den auf der Im­prin­ta wur­de so­gar deut­lich, dass in vie­len Fäl­len der Qua­li­täts­an­spruch der Kun­den hö­her liegt, als vie­le Fo­to­satzher­stel­ler lie­fern. Wel­che Kon­se­quen­zen das in sich birgt, lässt sich leicht voraussehen.

Der Druck­spie­gel . . .
Wenn wir zur Pra­xis der Äs­thetik-Soft­ware und der Ent­ste­hung kom­men.
¿Wel­cher Auf­wand war nun für Sie er­for­der­lich, um bei­spiels­wei­se für die gu­te al­te Times die ent­spre­chen­de Soft­ware zu entwickeln?

van Goer . . .
An­fangs woll­ten wir die Pro­gram­me von Li­no­ty­pe ein­fach nur aus­bau­en. Das war aber nichts. Wir ver­fol­gen ei­ne an­de­re Phi­lo­so­phie. Die Kom­bi­na­tio­nen soll­ten zah­len­mä­ßig nicht stan­dar­di­siert wer­den und die Lauf­wei­ten der Les­bar­keit die­nen – al­so wei­ter ge­hal­ten wer­den. In­ner­halb ei­ner Schrift­fa­mi­lie soll­ten al­le Lauf­wei­ten von 4–186 Punkt har­mo­nisch auf­ein­an­der ab­ge­stimmt wer­den. Die end­gül­ti­gen Lauf­wei­ten wur­den aber erst be­stimmt, als die Kom­bi­na­tio­nen stan­den, da bei ei­ni­gen Schrif­ten fast 1000 Pär­chen op­ti­miert wur­den und sich die­ses dann op­tisch auf die Lauf­wei­te aus­wirk­te. Das Al­les be­deu­tet na­tür­lich ei­nen hor­ren­den Auf­wand und er­for­dert Er­fah­rung, si­che­ren Um­gang mit Schrift und ty­po­gra­fi­sches Fein­ge­fühl. Schrif­ten wie Times, Ga­ra­mond etc., wel­che man schon zu den eta­blier­ten zäh­len kann, be­nö­ti­gen ei­nen be­son­ders ho­hen Auf­wand. Bei der Times ha­ben wir uns die Mü­he ge­macht, die über­ar­bei­te­ten Kom­bi­na­tio­nen dar­zu­stel­len. Der An­teil der op­ti­mier­ten Pär­chen zum Ge­samt­text be­läuft sich bei ihr im Ver­sal­satz bei 33%. Er­staun­li­cher­wei­se aber er­reicht der ge­misch­te Text ei­nen eben­so ho­hen Anteil.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Kann die äs­the­ti­sche An­glei­chung über­haupt im Sin­ne der Schrift­künst­ler sein?
 

van Goer . . .
Nun, da stel­len Sie mir ei­ne grund­le­gen­de, aber in­ter­es­san­te Fra­ge. Der Schrift­künst­ler ord­net den Zei­chen die ge­wünsch­te Dick­te per Ein­hei­ten zu. Hier­bei ver­gibt er un­ter Be­rück­sich­ti­gung al­ler mög­li­chen Kom­bi­na­tio­nen ei­nen Mit­tel­wert. Die­ser Mit­tel­wert stellt aber im­mer ei­nen Kom­pro­miss dar. Wir kor­ri­gie­ren die­sen Kom­pro­miss­wert. Ich mei­ne, un­se­re Ar­bei­ten er­gän­zen sich, um das Schrift­bild noch op­ti­ma­ler zu ge­stal­ten. Wie ich je­doch vor­hin er­wähn­te, soll­te die Aus­ar­bei­tung mit viel Fein­ge­fühl ge­sche­hen, da­mit der Schrift­cha­rak­ter noch bes­ser her­aus­kommt. Die Ame­ri­ka­ner und Eng­län­der z. B. nei­gen da­zu, die Un­ter­schnei­dun­gen zu über­trei­ben. Dar­aus er­ge­ben sich dann oft un­ge­woll­te op­ti­sche Li­ga­tu­ren, wel­che die gewünsch­te Har­mo­ni­sie­rung zu­nich­te machen.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Wie ver­hal­ten sich die Kun­den Ih­rer Set­ze­rei, was den Satz und die Äs­the­tik-Pro­gram­me an­be­langt? ¿Ist die­ser Punkt ein Teil der Auf­trags­ver­ein­ba­rung und hat der Be­stel­ler gar ei­nen hö­he­ren Satz­preis zu be­zah­len, wenn aus­drück­lich ei­ne Satz­aus­füh­rung mit Äs­the­tik-Softwa­re erfolgt?

van Goer . . .
Der Kun­de braucht nicht zu­sätz­lich zahlen. Ein wich­ti­ger Aspekt wur­de bis­her näm­lich über­haupt nicht er­wähnt, spielt aber ei­ne be­son­de­re Rol­le. Die An­wen­dung gu­ter Äs­the­tik-Soft­ware bringt der Set­ze­rei min­des­tens so vie­le Vor­tei­le wie dem Kun­den. Die Ein­ga­be­zeit ver­rin­gert sich bei gleich­zei­ti­ger Qua­li­täts­stei­ge­rung, im Ver­sal­satz bis auf 30%. Die Soft­ware gibt Si­cher­heit. Si­cher­heit in der Ein­ga­be, im Kor­rek­tur­satz – auch bei Nicht­fach­leu­ten. Ein­mal die ge­wünsch­te »tr«-Eingabe ge­la­den, hat der Set­zer im­mer die glei­che Lauf­wei­te, den glei­chen Aus­gleich der Kom­bi­na­tio­nen, ob heu­te, mor­gen und in ein paar Jah­ren. Auch wenn Schicht­wech­sel, Ur­laubs­ver­tre­tung oder un­ter­schied­li­ches ty­po­gra­fi­sches Ver­ständ­nis der Mir­ar­bei­ter die Ar­beit be­ein­flus­sen, das Schrift­bild wird von die­sen oft täg­li­chen nach­tei­li­gen Ein­wir­kun­gen freigehalten.

Der Druck­spie­gel . . .
Al­le re­den ge­gen­wär­tig – gleich ei­ner Mo­de­strö­mung, so möch­te man mei­nen – von Desk­top-Pu­bli­shing. Auch bei Satz­De­sign heißt es in ei­ner Emp­feh­lung: »Mit dem Ein­zug von Desk­top-Pu­bli­shing sind die Set­ze­rei­en gut be­ra­ten, den Qua­li­täts­stan­dard deut­lich noch oben zu ori­en­tie­ren«.
¿Ist dies die Emp­feh­lung, ei­ne ak­zep­ta­ble Ant­wort auf die um sich grei­fen­de DTP-Wel­le zu finden?

van Goer . . .
Ich hal­te die­se Emp­feh­lung für die ein­zig mög­li­che Ant­wort. Nach mei­ner Mei­nung wer­den sich in Zu­kunft zwei Grup­pen von Satz­her­stel­lern be­haup­ten. Die ei­ne Grup­pe wird in den DTP-Be­reich ein­stei­gen, muss sich aber mit den zu er­zie­len­den Prei­sen be­gnü­gen. Die­se wer­den in den nächs­ten Jah­ren die Tä­tig­keit die­ser Satz­an­stal­ten ein­engen, wenn sie nicht er­heb­li­che Um­sät­ze er­zie­len. Die an­de­re Grup­pe wird sich in den Zug der An­spruchs­vol­len be­ge­ben und den grö­ßer wer­den­den Markt für ge­ho­be­nen Qua­li­täts­satz bedienen.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Gibt es bei Ih­rer Lay­out­set­ze­rei kei­ne DTP-An­wen­dung? ¿Oder muss sie als auf­ge­schlos­se­ner Satz­be­trieb in Zu­kunft zwei­glei­sig fah­ren: Auf der ei­nen Schie­ne Fo­to­satz in Top­qua­li­tät und auf der an­de­ren der DTP-Zug?

van Goer . . .
Bei uns wird in ab­seh­ba­rer Zeit kein DTP ein­ge­führt. Ich glau­be näm­lich nicht, dass sich in ei­nem Be­trieb qua­li­ta­ti­ver Fo­to­satz und DTP-Satz her­stel­len lässt, oh­ne dass die ei­ne oder an­de­re Sei­te dar­un­ter lei­det. Wir sind schon seit ei­ni­gen Jah­ren in den Zug der Qua­li­täts­be­wuss­ten gestiegen.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Wie be­ur­tei­len Sie als an­er­kann­ter Ty­po­graf und Fo­to­satz­fach­mann die Aus­sich­ten von Desk­top-Pu­bli­shing? ¿Ist nicht zu be­fürch­ten, dass mit die­sem In­stru­men­ta­ri­um – mit ver­ur­sacht durch die PC-Wel­le – die Kun­den der Set­ze­rei­en, der Dru­cke­rei­en ein ei­ge­nes Satz­feld auf­bau­en und da­mit der Qua­li­täts­ge­dan­ke ei­ne Ab­fuhr erfährt?

van Goer . . .
Der DTP-Be­reich wird das Qua­li­täts­ni­veau nach un­ten zie­hen. Das be­dingt schon die Tä­tig­keit der vie­len Nicht­fach­leu­te. Ich wa­ge näm­lich zu be­haup­ten, dass die Fo­to­satz­aus­bil­dung nicht um­sonst sein kann und dar­aus re­sul­tie­rend prä­gnan­te qua­li­ta­ti­ve Un­ter­schie­de zu­ta­ge tre­ten müssen.

Der Druck­spie­gel . . .
¿Herr van Goer, se­hen Sie Ih­re Fir­men­kon­stel­la­ti­on »Satz­De­sign« mit dem Tä­tig­keits­be­reich Ge­stal­tung und Soft­ware­her­stel­lung, Lay­out­satz als rich­ti­ge Ant­wort zur Be­wäl­ti­gung zu­künf­ti­ger Auf-gaben?

van Goer . . .
Für uns ist das die rich­ti­ge Ant­wort. Die Fir­ma Satz­De­sign wird sich fort­an ver­stärkt mit gu­ter Ge­stal­tung, Ty­po­gra­fie be­fas­sen, weil der Markt für an­spre­chen­de Pro­duk­te im­mer of­fen ist. Die Soft­ware­ab­tei­lung wird wei­ter­hin Äs­the­tik-Soft­ware er­stel­len, weil die Set­ze­rei­en ein gu­tes Schrift­bild in Zu­kunft drin­gen­der brau­chen denn je. Die Set­ze­rei mit qua­li­ta­ti­vem Fo­to­satz wird auch in den nächs­ten Jah­ren Zu­kunft ha­ben. Zu­dem kön­nen wir in der Set­ze­rei un­se­re Ge­stal­tun­gen gleich selbst realisieren.

Der Druck­spie­gel . . .
Wir dan­ken für das In­ter­view und wün­schen Ih­nen auch in Zu­kunft viel Erfolg.

van Goer . . .
Der Dank geht ganz von mei­ner Sei­te aus. Be­son­ders für die Mög­lich­keit, mit ei­ge­ner Ge­stal­tung und Satz­her­stel­lung die­ses Ar­ti­kels – un­ter Nut­zung un­se­rer Äs­the­tik-Soft­ware – ei­nen wei­te­ren Bei­trag zur, wie ich hof­fe, äs­the­ti­schen Ty­po­gra­fie leis­ten zu können.

Druck­spie­gel

Die füh­ren­de Fach­zeit­schrift der Druck­in­dus­trie

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