Es liegt 30 Jahre zurück,
als Herb Lubalin über die ausgehenden 50er Jahre reflektierte : »Das Fernsehen blieb nicht ohne Einfuß auf die Lesegewohnheiten des amerikanischen Publikums. Wir gewöhnen uns mehr und mehr an das Betrachten von Bildern und zeigen immer weniger Interesse, längere Textpassagen zu lesen. Der hieraus resultierende Trend in der Werbung führt hin zu kurzgefassten, geistreichen Headlines, wobei auf eine deskriptive Identifikation des Produktes viel weniger Wert gelegt wird. Diese Einflüsse schufen ein Bedürfnis, in der Werbung mit neuen grafischen Formen zu experimentieren.
Eines der bedeutendsten Resultate dieses Experimentierens ist das, was ich als das typografische Image bezeichnen möchte. Viele Designer fanden heraus, dass ihnen die Anwendung von Typografie als Wort-Bild einen größeren kreativen Spielraum erlaubte.
Soweit ein Zitat,
wie es die Thesen zur Typografie (Linotype AG, 1986) enthalten.
Überträgt man diese Aussagen
des amerikanischen Top-Designers auf die Satzkultur unserer Tage, dann leisten die kreativen Satzstudios in dieser Richtung einen beachtlichen Beitrag. Es fällt nicht schwer dem Freiburger Friedrich van Goer das von Lubalin eingebrachte typografische Image zuzusprechen.
Sein Bestreben,
die Integration von Satztechnik und Typografie unter dem Begriff und der Firmierung SatzDesign zu realisieren, macht deutliche Fortschritte : Bei der Imprinta ‘88 stellte er sich mit seiner typografischen Bilder-Version einem interessierten Publikum. Die schwarzen Paravents als Kulisse einer verstärkten Hinwendung satzorientierter Denkweise begleiteten auch den Linotype-Tag beim diesjährigen Druckforum in Stuttgart. Der sensible Typograf und Setzer van Goer zeigte im Haus der Wirtschaft, im Zentrum der Landeshauptstadt, seine Impressionen aus Alphabet, Kreativität und einer besonderen Satzqualität.
Die von SatzDesign
herausgegebene SatzPräsentation – eine 48-seitige Darstellung der neuen Satztechniken in typografische ansprechender Form – erntete, wie schon während der »Type Directors Show« in Stuttgart auch hier starkes Interesse und Anerkennung.
Zu Bleisatz-Zeiten
übernahmen die Schriftmusterbücher die Aufgabe Satz zu präsentieren. Im Zeitalter von EDV und einer neuen Satzanlagen-Generation – bei SatzDesign die Linotronic 300 – ist es eher hilfreich, statt einzelner Schriftgrade komplexe Gestaltungsaufgaben zu dokumentieren. Letztlich sind dies Vorbilder für die Grafik-Designer, für die Kommunikationsexperten. Es sind Anregungen und Signale, die unter Dynamik von Linien, Schriften, Rastern, Flächen neue gestalterische Zeichen setzen. Vielleicht gehen die Impulse der Tagesarbeit auch so weit, das aus dem Umgang mit der vielfältigen Anwendung typografischer Elemente konkrete Kunst entsteht, die zum Museumsbestand im Jahre 2000 zählt.
Typografie ins Bild zu erheben –
ein Gegenstück zur Fotografie zu visualisieren – braucht natürlich Anschauung und Vorbild. In dieser Richtung leistet Friedrich van Goer mit der publizierten SatzPräsentation seinen Beitrag : Hier verknüpfen sich System und Didaktik zu einer gut überschaubaren Abfolge, die durch das DIN A3-Format der optischen Begehrlichkeit keine Zwänge anlastet, eher der Anschauung zugute kommt. Die Ästhetik – nicht allein durch seine Ästhetik-Programme unterlegt – findet hier ihren Nachweis. Die Fantasie hat an diesen schwarz-weißen Auftritten kräftigen Anteil.
Der Wechsel
von Satz, von Modifikation, von gestalterischen Varianten, von Rotationen geradliniger Ideen, von Fotosatz in seiner schönsten Form stecken voller Hinweise : Geistige Aufbruchstimmung in einer Fotosatzwelt der neuen Typografie, der gediegenen Qualität. Das hierbei der technisch-innovative Part Teil dieser Offensive darstellt, wissen viele Kommunikations-Fachleute aus eigener Erfahrung. Eine Fotosetzerei dieses Zuschnitts, bei der die gute Typografie zum Qualitätsstandard gehört, sichert sich auch in Zukunft ihre Kundschaft.
Hermann Pfeifer
Fachjournalist der Druckindustri